Storytelling in der Schule

In deutschen Schulen wird die Methode des Storytellings meist nur im Fremdsprachenunterricht genutzt. Der Trend geht dahin, Storytelling auch in anderen Fächern und fächerübergreifend einzusetzen. Gründe, warum Storytelling im (Fremdsprachen-)Unterricht sinnvoll ist, sind folgende:

  • Kinder lieben Geschichten und haben Spaß beim Zuhören. Das schafft optimale Voraussetzungen, um Lerninhalte zu vermitteln und die Kinder zu motivieren.
  • Geschichten fördern die Kreativität und Vorstellungskraft der Kinder. Sie lernen, sich zu konzentrieren, aufmerksam zu sein. Zudem wird ihr Hörverstehen geschult, da sie erfahren, dass sie durch genaues Zuhören sowie Mit-, Vorausdenken und Vermuten den Geschichten folgen können. Im Gegensatz zu anderen Unterrichtsmethoden wird auch die emotionale Intelligenz angesprochen: Geschichten lösen Emotionen und Gefühle aus, die dazu führen, dass Fakten leichter behalten werden.
  • Aussprache, Sprachrhythmus und Intonation werden durch das Vorlesen vermittelt. Die Schüler erleben das „Gefühl“ der (fremden) Sprache.
  • Selbst wenn nicht alle Vokabeln bekannt sind, kann durch Mit- und Vorausdenken die Geschichte verstanden werden. Durch ein solches Erfolgserlebnis werden Schüler motiviert, auch in Zukunft weiter an der Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse zu arbeiten. Bilder oder die eingesetzte Mimik und Gestik der Lehrperson erleichtern zusätzlich das Verständnis.
  • Geschichten bieten die Möglichkeit, in realen Situationen neuen Wortschatz oder Satzstrukturen einzuführen, da sie in einem einprägsamen und familiären Kontext wiedergegeben werden. Das eher unbeliebte Auswendiglernen kann so vermieden werden. Insbesondere durch die Verwendung von Wiederholungen in den Geschichten fällt es Kindern leichter, Schlüsselvokabeln und Satzstrukturen zu lernen.
  • Kinder lernen auf kindgerechte Art Problemlösungsstrategien für ihren Alltag. Indem sie sich mit Personen identifizieren und in die Handlung hineinversetzen, entsteht eine Verbindung von Fiktion/Vorstellung und kindlicher Lebensumwelt.
  • Geschichten spiegeln fremde Kulturen So können Kinder Informationen und Anschauungen über andere Länder sammeln und verschiedene Kulturen miteinander vergleichen. Durch dieses sprachliche und emotionale Eintauchen in die Erlebniswelt der Geschichte wird ein Beitrag zur Weltoffenheit der Kinder geleistet.
  • Beim Storytelling herrscht meist eine besondere und entspannte Unterrichtsatmosphäre: Das Erzählen von Geschichten ist ein soziales Erlebnis, das oft mit körperlicher Nähe (Stuhlkreis, Leseecke) und mit Anlässen zu gemeinsamen Reaktionen wie Lachen, Betroffenheit, Begeisterung und Erwartungen einhergeht. Der Zusammenhalt in der Klasse wird gestärkt und erleichtert den Unterricht.
  • Die Kinder fühlen sich in der Vorlese-Atmosphäre sicher und haben die Möglichkeit, sich nach individuellem Vermögen in die Geschichte einzubringen. Da kein Zwang besteht Sprache sofort zu reproduzieren, wird der individuellen „silent period“ in angemessener Form Rechnung getragen. Trotzdem wird ein rezeptiver Wortschatz aufgebaut, der später leicht in aktiven Wortschatz umgewandelt werden kann.
  • Storytelling in der Schule kann die Kinder dazu motivieren, auch in ihrer Freizeit zu lesen. Sie erkennen, dass Lesen kein Zwang ist, sondern Freude bereiten kann und Bücher eine Alternative zu elektronischen Medien sind.